Zurück in die Zukunft

Das „Denkmal für eine Nobelpreisträgerin“ am Volkertmarkt

Mitten am Volkertmarkt steht ein Denkmal für eine Nobelpreisträgerin. Doch weder lässt sich die Signatur der Nobelpreisträgerin, die auf mehrsprachigen Plaketten zu lesen ist, entziffern, noch lässt sich eine Nobelpreisträgerin des Jahres 2045 recherchieren. Was hat es mit dem Denkmal auf sich? Was will es uns sagen? Wer hat sich das ausgedacht?

Genau diese Fragen stellte sich eine Gruppe von SchülerInnen aus der Pazmanitengasse, die sich ausgestattet mit Aufnahmegeräten und Fotoapparaten auf den Weg machten, die Herkunft, den Sinn und die Wirkung des Denkmals auf PassantInnen zu erforschen, um ihre Ergebnisse bei der Grätzelführung zu präsentieren.

Die Recherche

Zuerst begutachtete und fotografierte die Gruppe das Denkmal, notierte sich Auffälligkeiten und offene Fragen. Danach wurden im Internet allgemeine Informationen zum Denkmal und über den Nobelpreis, seine Entstehung und die Personen, die ihn erhielten, recherchiert. Schließlich wurden die Ergebnisse gemeinsam diskutiert und erste Schlüsse gezogen:

  • Das Denkmal wurde von dem KünstlerInnenpaar Johanna und Helmut Kandl im Rahmen eines interventionistischen Projekts mit dem Titel „GESCHICHTE(N) VOR ORT. Eine Ausstellung im öffentlichen Raum rund um den Volkertplatz“ kreiert. Die Künstlerin Johanna Kandl ist Professorin der Universität für angewandte Kunst in Wien und kann daher für ein Interview angefragt werden.
  • Seit 1969 wurde erst ein einziges Mal einer Frau der Nobelpreis für Ökonomie verliehen. Das war im Jahr 2009. Die meisten NobelpreisträgerInnen waren „weiß“ und kamen aus Nordamerika.
  • Es gibt einen Widerspruch zwischen dem Begriff Denkmal, das an etwas Vergangenes erinnern soll und dem Jahr 2055, in dem das Denkmal angeblich errichtet worden ist.
  • Auch die Lebensdaten der Nobelpreisträgerin sind verwirrend. Angeblich ist sie 2015 gestorben, wir befinden uns allerdings erst im Jahr 2013.

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Zu Besuch auf der Akademie

Nachdem die Künstlerin Johanna Kandl unsere Interviewanfrage sofort positiv beantwortet und uns in ihr Atelier auf die Universität eingeladen hatte, erarbeitete die Forscherinnengruppe Interviewfragen, die zur Klärung der entstandenen Verwirrungen beitragen sollten.

Fragen an Johanna Kandl: Denkmal für eine Nobelpreisträgerin

  • Existiert diese Frau überhaupt?
  • Wie haben Sie diese Frau erfunden?
  • Wessen Idee war das?
  • Wie kommen Sie auf das Datum 2015?
  • Wieso soll diese Frau einen Nobelpreis bekommen haben?
  • Wieso sind die Denkmaltafeln in mehreren Sprachen geschrieben?
  • Warum haben Sie das Denkmal am Volkertmarkt errichtet?
  • Warum ist im Glaskasten darüber eine Waage?
  • Was wollen Sie uns mit dem Denkmal sagen?
  • Warum wollten Sie Künstlerin werden?
  • Haben Sie viele Projekte gemacht?

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Zurück in der Schule und am Volkertmarkt

Zurück in der Schule wurden Ausschnitte des aufgenommenen Interviews gemeinsam angehört und besprochen. Viele Fragen konnten durch das Interview geklärt werden, doch wollte die Forschungsgruppe auch erfahren, wie PassantInnen über das Denkmal dachten und was es über den Volkertmarkt, dem Platz, an dem das Denkmal stand, historisch zu erfahren gab. Neben einer weiteren Inspektion des Denkmals wurden deshalb Interviews mit PassantInnen sowie ein Expertinneninterview mit der Sozialwissenschafterin Evelyn Klein geführt. Als Mitherausgeberin eines Buches über das Nordbahnviertel befasste sie sich eingehend mit der Geschichte und Entwicklung des Volkertmarkts.

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Die Präsentation bei der Grätzelführung

Nach Abschluss der Recherchearbeiten, der Diskussion und Auswahl der Audioausschnitte für den Audiobericht wurde an der Präsentation der Ergebnisse bei der Grätzelführung gearbeitet. Fotos, die den Forschungsprozess dokumentierten, wurden laminiert und mit allen anderen Materialen, die während des Forschungsprozesses gesammelt wurden, an einer Schnur neben dem Denkmal angebracht. Ein Tisch mit Sesseln wurde vor dem Denkmal platziert und kleine Kärtchen mit der Frage „Was sind deine Träume?“ oder der Aufforderung „Zeichne ein eigenes Denkmal! Ein Denkmal für…“ wurden produziert. Die Station sollte die BesucherInnen dazu einladen, Fragen zum Denkmal zu stellen, aber auch ihre eigenen Interpretationen, Wünsche und Gedanken zu äußern.

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