Meine Sprache ist mehrsprachig

oder Wie man mit einem Film Kritik üben kann

Themenwahl und erste Vorbereitungen

Im Rahmen der Projektwoche formierte sich eine SchülerInnengruppe, die sich entschloss, Mehrsprachigkeit in der Schule explizit zum Thema ihrer Grätzelforschung zu machen. Die Schule wurde dabei als ein wichtiger, sprachenpolitisch umkämpfter Ort im Grätzel identifiziert. Zunächst diskutierten wir im Rahmen eines Workshops anhand unterschiedlicher Beispiele, dass Sprachpolitiken und Sprachverbote in Städten weltweit immer wieder Proteste auslösten. Wir setzten uns mit Bildern und Forderungen der Protestbewegung der MigrantInnen vom Mai 2006 in Los Angeles und anderen US-amerikanischen Städten auseinander, bei der MigrantInnen beispielsweise die US-amerikanische Hymne auf Spanisch sangen, um ihre (Sprachen)Rechte einzufordern. Dass diese Proteste auch MigrantInnen in Österreich inspirierte, wurde im Gespräch mit der Künstlerin und Aktivistin des alljährlich am 1. März in Österreich stattfindenden MigrantInnenstreiks Petja Dimitrova, die wir an die Schule einluden, deutlich. Sie erzählte von den Hintergründen und Aktionen des Sprachenstreiks 2012 in Wien und Linz und setzte sich mit den vielfältigen Fragen der SchülerInnen auseinander. Zur Entstehung des Filmkonzepts

Nach dem Workshop und dem Gespräch mit der Künstlerin Petja Dimitrova machte sich die Gruppe an die Arbeit, dass für sie brennendste Thema im Zusammenhang mit Deutschpflicht und Mehrsprachigkeit an der Schule zu identifizieren, es einzugrenzen und Ideen für ein Filmkonzept zu entwickeln. Während mehrerer Diskussionsrunden, in denen die SchülerInnen ihre Anliegen, Vorstellungen und Ideen austauschten und präzisierten, entstand zur visuellen Unterstützung eine Mind-Map an der Tafel, die schließlich als Ausgangspunkt für die Erarbeitung des konkreten Filmkonzepts und Filmskripts mit den Filmemacherinnen Lisbeth Kovacic und Nicole Szolga diente.

Ausgestattet mit einem Filmskript und dem theoretischen Basiswissen zur Filmproduktion, machten sich die SchülerInnen an die Produktion des Films. Die SchauspielerInnenrollen, die Aufgaben der Kameraführung und Tontechnik etc. wurden verteilt, die Requisiten hergestellt. Mit Unterstützung der Filmemacherinnen wurde schließlich jede Szene einzeln aufgenommen. Am Ende der Projektwoche entstand so ein kurzer Film, der im Rahmen der Grätzelführung präsentiert werden sollte.

Im Rahmen der Projektwoche formierte sich eine SchülerInnengruppe, die sich entschloss, Mehrsprachigkeit in der Schule explizit zum Thema ihrer Grätzelforschung zu machen. Die Schule wurde dabei als ein wichtiger, sprachenpolitisch umkämpfter Ort im Grätzel identifiziert. Zunächst diskutierten wir im Rahmen eines Workshops anhand unterschiedlicher Beispiele, dass Sprachpolitiken und Sprachverbote in Städten weltweit immer wieder Proteste auslösten. Wir setzten uns mit Bildern und Forderungen der Protestbewegung der MigrantInnen vom Mai 2006 in Los Angeles und anderen US-amerikanischen Städten auseinander, bei der MigrantInnen beispielsweise die US-amerikanische Hymne auf Spanisch sangen, um ihre (Sprachen)Rechte einzufordern. Dass diese Proteste auch MigrantInnen in Österreich inspirierte, wurde im Gespräch mit der Künstlerin und Aktivistin des alljährlich am 1. März in Österreich stattfindenden MigrantInnenstreiks Petja Dimitrova, die wir an die Schule einluden, deutlich. Sie erzählte von den Hintergründen und Aktionen des Sprachenstreiks 2012 in Wien und Linz und setzte sich mit den vielfältigen Fragen der SchülerInnen auseinander. Zur Entstehung des Filmkonzepts

Nach dem Workshop und dem Gespräch mit der Künstlerin Petja Dimitrova machte sich die Gruppe an die Arbeit, dass für sie brennendste Thema im Zusammenhang mit Deutschpflicht und Mehrsprachigkeit an der Schule zu identifizieren, es einzugrenzen und Ideen für ein Filmkonzept zu entwickeln. Während mehrerer Diskussionsrunden, in denen die SchülerInnen ihre Anliegen, Vorstellungen und Ideen austauschten und präzisierten, entstand zur visuellen Unterstützung eine Mind-Map an der Tafel, die schließlich als Ausgangspunkt für die Erarbeitung des konkreten Filmkonzepts und Filmskripts mit den Filmemacherinnen Lisbeth Kovacic und Nicole Szolga diente.

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Ausgestattet mit einem Filmskript und dem theoretischen Basiswissen zur Filmproduktion, machten sich die SchülerInnen an die Produktion des Films. Die SchauspielerInnenrollen, die Aufgaben der Kameraführung und Tontechnik etc. wurden verteilt, die Requisiten hergestellt. Mit Unterstützung der Filmemacherinnen wurde schließlich jede Szene einzeln aufgenommen. Am Ende der Projektwoche entstand so ein kurzer Film, der im Rahmen der Grätzelführung präsentiert werden sollte.

Video mit Petja Dimitrova, Mitinitiatorin des 1.Transnationalen Migrant_innenstreiks in Wien

Doch wie dreht man eigentlich einen Film? Wie schwenke ich die Kamera richtig? Wie kann ich einen Ton aufnehmen und was muss ich tun, damit die Belichtung stimmt? Diese und weitere Fragen wurden in einem Workshop mit der Filmemacherin Nicole Szolga erarbeitet.

 Der Film

„Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser“ lautet der Filmtitel, der mit der Umkehrung der bekannten Redewendung ein wichtiges Konfliktfeld zwischen SchülerInnen und LehrerInnen auf den Punkt bringt: Das fehlende Vertrauen der LehrerInnen in die SchülerInnen, das vor allem dann zum Ausdruck kommt, wenn SchülerInnen in einer „anderen“ Sprache sprechen. Gerade dieses Misstrauen der LehrerInnen hat häufig Disziplinierungen zur Folge, die von vielen SchülerInnen als ungerecht empfunden werden. Obwohl uns und den SchülerInnen bewusst ist, dass SchülerInnen nicht immer nur Opfer und LehrerInnen nicht immer nur TäterInnen sind, die „Wirklichkeit“ also weit komplizierter, ambivalenter und vor allem durch die vorherrschenden institutionellen Strukturen geprägt ist, war uns die Herausarbeitung dieser Sichtweise wichtig. Zum einen deshalb, weil sie den Aspekt des Misstrauens aus SchülerInnenperspektive beleuchtet, der aufgrund des ungleichen Machtverhältnisses zwischen LehrerInnen und SchülerInnen an der Schule häufig ungehört bleibt. Zum anderen, weil gerade in der Verknüpfung von Misstrauen und Mehrsprachigkeit ein Effekt gesellschaftspolitischer Verhältnisse zum Vorschein kommt, den die SchülerInnen mit ihrem Ungerechtigkeitsempfinden im Schulalltag identifizierten. Die Legitimierung auf der die Disziplinierung der SchülerInnen wegen des Sprechens einer „anderen“ Sprache beruht, hängt mit den vorherrschenden Diskursen über Integration als Pflicht und Mehrsprachigkeit als Bedrohung zusammen. Diesen im Schulalltag wirkmächtigen Diskursen und dem Misstrauen der LehrerInnen wollten die SchülerInnen und wir einen Film entgegensetzen, der einen alternativen Ablauf einer alltäglichen Unterrichtsstunde aufzeigt.

Im Film bestraft die Lehrerin die SchülerInnen für ihr Sprechen in einer anderen Sprache mit einer Abschreibübung. Die SchülerInnen widersetzen sich allerdings und kritzeln stattdessen Plakate mit Slogans wie „Mehrsprachigkeit ist Musik in meinen Ohren“, „Meine Sprache ist mehrsprachig“, „Ich kann die Oida-Sprache“ etc. Danach halten sie die Plakate in die Höhe und rufen gemeinsam im Chor: „Meine Sprache ist meine Sprache!“ Die Schlussszene setzt dem normalen Ablauf im Schulalltag (SchülerInnen sprechen in ihrer Erstsprache – die LehrerInnen reagieren disziplinierend – die SchülerInnen widersetzen sich oder fügen sich) eine solidarische Aktion der ganzen Schulklasse entgegen.

Im Rahmen der von den SchülerInnen erarbeiteten Grätzelführung, die den Abschluss des Projekts bildete, wurde der Film schließlich im Jugendzentrum des Stadtteils präsentiert und zur Diskussion gestellt. Er kann als Intervention der SchülerInnen in den öffentlichen Raum verstanden werden, um nicht nur auf die monolinguale Ideologie in der Schule, sondern auch im Stadtteil aufmerksam zu machen und damit das Recht auf das Sprechen unterschiedlicher Sprachen einzufordern.

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